Weltcup Saas Fee

Das Highlight aller Wettkampf Eiskletterer in der Schweiz fand auch dieses Jahr im eiskalten Saaser Parkhaus statt. Über 60 Starter waren bei den Herren dabei. Davon waren 9 Jungs und 6 Mädels aus Nationalkader und Regioteam Zürich dabei. Eine hohe Frustrationstoleranz war bei fast allen gefordert, kräftige Züge an unsicheren Steingriffen forderten eine super Form und viel Erfahrung. So schaffte es Petra Klingler als einzige von den jungen ins Halbfinal. Felicitas Feller und Patrik Aufdenblatten kamen selbstverständlich auch eine Runde weiter. Petra konnte sich im Halbfinal noch auf Rang 15 hoch arbeiten. Dies ist sicher eine beachtlich Leistung für ihre erste Eissaison überhaupt. Felicitas rutschte leider unglücklich ab und musste sich mit Rang 12 begnügen. Patrik beendete den Final als 7.

Ich selber war in der Quali zu langsam und rutschte weit nach hinten. Immerhin hatte ich im Speed die drittschnellste Schweizer Zeit. Dies war für mich das erste mal in dieser Disziplin.

Eiskletterwettkämpfe 2011

Kaum aus den USA zurück, habe ich mein Amt als Nationaltrainer Eisklettern angetreten. Eine Gruppe von 16 jungen Wettkampfkletterern wurde mir anvertraut. Die meisten hatten ein Drytool Training in Zürich besucht aber waren noch nie Eisklettern.

Wir starteten unser gemeinsames Training an zwei Tagen in Kandersteg während der Altjahrswoche. Am ersten Tag kletterten wir im Kiental im Eis. Am zweiten Tag gingen wir ins Drytoolgebiet bei Blausee. Es zeigte sich bald, dass die grundlegenden Bewegungsabläufe zwar bekannt sind aber deren Anwendung im Vorstieg mit Seil Mühe bereitete.

Deshalb erinnerte ich mich an eine Kletterhalle in einem Heustall bei Riedbach (nähe Niederwangen). Mit einigen Klettergriffen, Schlingen und Holzschrauben entstand so an einem freien Nachmittag die einzige (?) Indoor Drytool Halle in der im Vorstieg geklettert wird. Wir trainierten in der Folge jeden Dienstag Abend dort.

Am Ice Climbing Festival in Kandersteg absolvierten wir unseren ersten Testwettkampf. Die stark überhängenden und weitzügigen Qualirouten bei den Herren favorisierten vor Allem Rohkraft und Grösse. So kletterte Christian relativ locker ins Halbfinal welches Kevin nur um Zentimeter verpasste. Alle anderen Herren waren an diesem Tag eher Chancenlos.

Bei den Damen war die Qualiroute einfach und so entschied die Zeit über eine Finalteilnahme. Anne-Aylin kletterte schnell und effizient was mit dem Final belohnt wurde. Petra verpasste das Final leider wegen 4 Sekunden.

Am nächsten Tag trainierten wir noch an den Wettkampfrouten, was eine sehr gute Gelegenheit war, das Niveau im Finale abzuchecken.

Am 15. Januar war der grosse Tag. An der Jugend SM Eisklettern in Saas Grund stellten wir bei den U18 Herren das ganze Podest inkl. 4. Rang. Bei den U22 Damen war Petra zweite hinter Felicitas Feller. Natalie belegte Rang zwei, Tanja Rang drei bei den U18 Damen.

Komplette Rangliste: Results_2011_CH_Jugendmeisterschaft

Nun sind wir bereit für die SM und Weltcup in Saas Fee am Freitag und Samstag.

Die letzten Tage: Red Rocks

Unsere letzte Woche verbrachten wir in Red Rocks, dem Klettergebiet vor den Toren Las Vegas. Dieses Sandsteingebirge überrascht mit grosser Vielfalt: Sportklettern, Tradklettern, Bouldern und sogar ein paar Bigwalls stehen hier auf engstem Raum. Wir verbrachten einen tollen Tag im Klettergarten, wo uns die Riss-freie Kletterei schon fast überforderte. Wir waren uns einig, dass wir weiterhin Tradklettern möchten, da man dies bei uns so selten findet. So konnte Vera das „Risk Brothers Roof“ klettern, ein tolles 5.11b Rissdach mit Blick auf Las Vegas. Hier sieht man das Video zur Begehung:

Ich meinerseits konnte am zweitletzten Tag die Route Desert Gold klettern. Diese 5.13a besteht aus einem knallharten Fingerrriss, gefolgt von einem 6m Dach. Das Ganze spielt sich 40m über dem Grund ab. Diese Route ist wohl eine der besten Rissklettereien in den USA und dank dem langen Zustieg ist man hier meist für sich alleine. Steven und TJ begleiteten uns als ich die Route punkten konnte und schossen einige der besten Bilder von unserem Trip (siehe die Slideshow).

Den letzten Tag verbrachten wir mit Bouldern und waren überrascht, was für tolle Probleme hier aufwarten.

Die andere Seite: Ein Abstecher in die Indianerreservate

Während unserer ganzen Reise hat mir Vera viel von ihrem Wissen über die Indianer erzählt. Viele Interessante Fakten, aber auch eine sehr traurige Geschichte verbindet sich für uns mit diesen Menschen. So machten wir uns auf den Weg, die heutigen Nachfahren der Indianer zu besuchen. Im Nordöstlichen Teil von Arizona betraten wir das Navajo Indianerreservat. Es ist das grösste seiner Art. Mit dem letzten Tageslicht erreichten wir das Monument Valley. Dies ist das Tal mit den grossen Felstürmen, welche wohl in jedem Western mal über die Leinwand geflimmert sind. Dieses Tal schien uns bloss ein weiterer „Drive-Inn-Nationalpark“ zu sein. Aus diesem Grund fuhren wir gleich weiter zum Canyon De Chelly. Hier stiessen wir auf eine faszinierende Landschaft: Während oben die übliche Steppenödnis währt, verbirgt sich in einem weit verzweigtem Schluchtensystem eine fruchtbare Landschaft. Der Grund dieser Schluchten darf nur von Navajos betreten werden. Ausnahme bildet eine einzige Wanderung zu Anasazi Ruinen oder die Möglichkeit einen Führer zu engagieren. Wir überblickten zuerst die Schlucht von den vielen Aussichtspunkten. Navajos stehen hier jeden Tag und versuchen ihr Kunsthandwerk zu verkaufen.

Die majestätischen Spider Rocks
Indianerhund
White House Ruins

 Ein witziges Detail fiel uns auf einer Strassenbaustelle auf: Alle Truckfahrer sind Frauen! Am späten Nachmittag besuchten wir eine Ranch. Mit einem Führer starten wir auf einen Ausritt in den „Three Turkeys Canyon“. Diese Schlucht gehört nicht zur Hauptschlucht und wird daher fast nie besucht.

Umso abenteuerlicher war unser Ausritt, zumal wir beide keine Ahnung vom Reiten haben! Glücklicherweise waren unsere Pferde sehr geduldig und folgsam. Mitten im Canyon, kurz vor Dunkelheit, erblickten wir die „Three Turkeys“, eine 1200 Jahre alte Anasazi Siedlung, gut versteckt in einer unzugänglichen Höhle.

Der Rückweg in der Dunkelheit wurde zum Adrenalinkick: Unsere Pferde haben Stalldrang und trabten munter durchs unwegsame Gehölz. Den tiefhängenden Ästen ausweichend erreichten wir mit schmerzendem Hintern die Ranch. Ein tolles Abenteuer, auch mal ohne klettern!

ThreeTurkeys Anasazi Ruinen

Das Hopi Indianerreservat ist in demjenigen der Navajos eingebettet. Neugierig fuhren wir hier lang. Die Hopis sind ziemlich traditionell, was bedeutet, dass sie meist in kleinen Steinhütten in Siedlungen auf Tafelbergen wohnen. In der Hopi Kultur ist es unethisch, für Bauten Erde aus zu heben, was die Schlichtheit ihrer Behausungen teilweise erklärt. Offensichtlich sind diese Menschen aber auch sehr arm. Ihr Reservat erscheint riesig auf der Karte, aber es gibt hier nichts ausser Sand und Steine! Tourismus ist ein wichtiger Erwerbszweig für die Hopis. So besuchten wir eine Menge Kunsthandwerkläden, die hier fast jeder zuhause führt. Old Oiraibi ist die älteste ständig bewohnte Siedlung der USA. Uralte Trockenmauer Ruinen sind mit Brettern und Ofenröhren wieder bewohnbar gemacht. Dies bietet einen kontrastreichen Anblick: Die älteste und gleichzeitig jüngste Siedlung. Fotografieren ist hier übrigens verboten.

Hopi Land

Der folgende Besuch im Hualapai Reservat bot uns leider sehr wenig Einblicke in die dortige Kultur. Eine geplante Wanderung im Havasupai Reservat konnten wir ebenfalls nicht machen, weil ausserhalb der Saison werden keine Bewilligungen erteilt und ohne diese darf man diese Reservate nicht erkunden.

Petroglyphs am Newspaper Rock

Eine wundervolle Zeit in Indian Creek

ist zu Ende gegangen. Hier die Geschichte.    

Indian Creek besteht aus einem ganzen System von Tälern, welche allesamt von Wingate- Sandstein wänden eingerahmt sind. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist eine Autostunde entfernt und übernachtet wird auf primitiven Campingplätzen. Geklettert wird ausschliesslich an Rissen. Die Risse hier sind oft meterlang genau gleich breit. Dies bedeutet, dass man eine ganze Route mit immer der gleichen Bewegung bewältigen kann (mühsam wirds, wenn man diese Bewegung nicht beherrscht). Weiter muss alles mit Friends selber abgesichert werden, weshalb man schnell mal in einen Materialengpass gerät, wenn man alleine unterwegs ist. Die Schwierigkeit einer Route hängt eigentlich nur von der Rissbreite ab: Handbreite ist das einfachste, man kann einfach hochlaufen, Hände und Füsse perfekt in den Riss klemmend. Wirds breiter, muss man die Faust einklemmen. Noch breiter, werden Ellbogen, Knie, Schulter und Knöchel systematisch aufgeschürft. Dies ist Offwidth- Kletterei, dem Wrestling näher als dem eigentlichen Klettern verwandt. Offwidths sind meist leicht bewertet, fallen aber ungemein schwer und die meisten Europäer drücken sich vor den breiten Rissen. Umso stolzer bin ich auf meine Begehung von Big Guy.   

Offwidth Outfit: Wie im Rugby
The Line: Big Guy
Alf zeigt wies geht

 Fingerrisse sind die schwierigsten Routen hier. Ist der Riss genau Fingerbreit, werden Zeige und Mittelfinger übereinander eingeklemmt (Fingerlock). Dies ist schmerzhaft und pumpig, koordinativ jedoch relativ simpel, weshalb hier europäische Kletterer mitunter sehr erfolgreich sein können. Ruby`s Cafe (5.13-) war während drei Tagen meine Projektroute bis ich sie endlich geschafft habe. Diese Route ist genau fingerbreit und meine schwierigste Kletterei in den USA bislang.   

Ruby`s Cafe: Crux mit meiner Lieback Lösung

Wird der Riss breiter als der Finger, müssen mehrere Finger nebeneinander eingeklemmt und vom Daumen unterlegt werden. Diese sogenannte „Ringlock“- Kletterei ist äusserst gewöhnungsbedürftig. Meine Ringlock Versuche endeten meist damit, dass ich die Route mittels Piazen zu bewältigen versuchte, was natürlich viel kraftraubender ist. Trotzdem konnte ich an der Sparks Wall einen 15m Riss mit der Ringlock Technik erstbegehen. Meine Erstbegehung widme ich -augenzwinkernd- der Heimat, daher der Name „Ici c`est Bienne“. Schwierigkeit 5.11+ könnte hinkommen.    

Ici c`est Bienne
Traditionelle Routenbeschriftung

Wie der Name Indian Creek bereits hindeutet, gibt es auch hier Ruinen der Anasazi Indianer, welche wir an einem Ruhetag besuchten.    

Anasazi Ruine
Spuren vergangener Zeiten

Kurz vor Thanksgiving schneite es ordentlich und das Thermometer fiel auf -20°C! Wir hatten zwar inzwischen einen Van gemietet, damit wir im Auto schlafen können, aber mein Sommerschlafsack war einfach zu dünn, ich musste in der Nacht den Motor starten und heizen. Alles war gefroren, Milch, Äpfel, 40Liter Wassertanks! Jeden Morgen mussten wir alles auftauen, was besonders nervte, denn die Tage sind so kurz und ich möchte jede Sonnenminute am Fels verbringen!    

Zweifelhaftes Erwachen
Schneeballschlacht zum Frühstück

Über Thanksgiving hatte es viele Leute auf unserem Campingplatz und wir wurden überall zum Essen eingeladen. Das war der Hammer, zumal ein paar Guys aus Colorado ein beheizbares Zelt gestellt hatten. Am nächsten Tag wollten wir in das Klettergebiet The Wall,welches eigentlich einen Offroader zum hinfahren voraussetzt. Wir kamen erstaunlich weit mit unserem Van, eine grosse Doppelwelle war dann aber unpassierbar. Als wir umkehrten kamen gerade zwei nette Jungs mit einem Riesenpickup und nahmen uns mit. Witzig waren die zwei Wildhüter die wir unterwegs antrafen: Sie verteilten uns Fahndungsbilder vom Moab- Killer, der angeblich seit zwei Wochen in der Gegend rumläuft (er trägt ein graues T-shirt und ist zu Fuss unterwegs: bei -20°C in der Wüste…)  

  

The Wall bot uns einen supergeilen Klettertag. Learning to Fly ist ein 5.13 Fingerriss, überhängend, ohne Tritte. Eine der schwierigsten Routen im Gebiet. Meine Finger bluteten rasch, weshalb ich aufgab, obwohl ich Chancen hätte. Vera stieg eine geniale 5.10+ und 5.11- vor. Ich konnte am Schluss noch meine erste trad 5.12 Onsighten.    

Ausblick von The Wall
Vera in Run Like Hell
Vera in Sorrow

Viele Stunden verbrachte ich mit abwandern von Felsen, stets auf der Suche nach einer ungekletterten Linie. Aber immer wenn ich etwas sah, war der erste Teil unpassierbar oder jemand hatte bereits einen Stand angebracht. Eher verzweifelt stieg ich daher in einen kurzen, unbegangenen Fingerriss mitten in der Pistol Whipped Wall ein. Der Riss schien viel zu schmal, um kletterbar zu sein, doch einige Griffe auf der linken Seite machten diese Linie doch möglich. Völlig euphorisiert bohrte ich die Standhaken (von Hand, wie es sich gehört ;-)). Nach zwei Tagen konnte ich diese super Linie erstbegehen. Obwohl nur 10m lang, ist diese Route viel anhaltender als manche 30m Route hier. Diese Erstbegehung widme ich unseren Freunden aus Montana und deren Vorliebe für Salat: „The Montana Weed Connection“ ist etwa 5.13.  

   

Schlusszug

 

Kurze Route, langer Name

In der Zwischenzeit waren alle Leute gegangen und wir waren die einzigen auf dem Campingplatz. So hatten wir die tolle Cat Wall, sonst hoffnungslos überfüllt, für uns alleine.

Vera in Johnny Cat
Live aus dem Tierheim: Johnny Cat
Ich versuche mich als Cat Burglar (5.12) aber meine Krallen sind zu dick

So das wars mit den News aus dem roten Paradies. Wir vermissen diesen Ort schon jetzt!

Kurzbesuch Canyonlands National Park

Eine weitere Schneefront hatte uns vor einer Woche in unser „Stammhostel“, das Lazy Lizard in Moab getrieben. Einen Nachmittag mit gutem Wetter haben wir im nahen Canyonlands NP verbracht. Die Zeit hat leider nur für ein paar kurze Spaziergänge zu den Aussichtspunkten gereicht. Mit der richtigen Ausrüstung und genügend Zeit könnte man wohl wochenlang in dieser faszinierenden Landschaft wandern.

Kurzbesuch Arches Nationalpark

Nachdem der Wetterbericht Schneesturm angekündigt hatte, haben wir uns nach Moab in ein gemütliches Hostel zurückgezogen. Der Lazy Lizard macht seinem Namen alle Ehre, überall hängen faule Kletterer rum. Bis jetzt ist das Wetter nicht richtig schlimm gewesen. Heute besuchten wir den Arches National Park und konnten ein paar richtig gute Fotos schiessen! Das ironische an diesem Nationalpark ist, dass man so drive-in mässig durchfahren kann und alle Sehenswürdigkeiten aus dem Auto fotografiert. Sieht aber trotzdem spitze aus, oder?

Tapetenwechsel nach Utah

Nach einer langen Zeit im Yosemite konnten wir mit Pete, einem Highliner, Kletterer und Gleitschirmpiloten aus Montana nach Utah fahren. Unterwegs besuchten wir noch die Hot Springs in Mammoth Lake. Über 1000km fuhren wir nach Osten, stets eine riesige Schlechtwetterfront im Nacken. Immer wenn wir neben der Strasse schlafen wollten, begann es zu regnen. So kamen wir ziemlich schlecht gelaunt nach Moab, einem Tourismusstädtchen inmitten einiger Nationalparks. In dieser Gegend der USA stehen all die berühmten roten Felstürme und -bögen. Wir füllten Pete`s hoffnungslos überfüllten Subaru mit Essen sowie 100 Liter Wasser und fuhren in die Wüste, nach Indian Creek, dem besten Rissklettergebiet überhaupt. Dort angekommen bezogen wir einen freien Zeltplatz mit ein paar von Pete`s Freunden. Leider darf man nach Regen nicht Klettern hier. Der rote Sandstein (Wingate Sandstein), ist sehr weich wenn er feucht ist. Aus diesem Grund starteten wir mit ein paar Boulders den ersten Tag hier. Am nächsten Tag gings dann voller Erwartung in eines der zahllosen Klettergebiete. Kaum hatte ich die Aufwärmroute beendet, begann es zu schneien! Natürlich kletterte ich trotzdem noch eine Route im Schneesturm, fühlte mich aber zunehmend unsicher, weshalb wir dann doch zurück ins Camp gingen. Es schneite die ganze Nacht und unser Trinkwasser friert immer ein. Nach all den Hitzeperioden stecken wir nun in einer Kälteperiode in der Wüste. Inzwischen ist das Wetter super, aber -10°C in der Nacht ist Standard! Solange die Sonne scheint, kann man aber im T-shirt klettern.

Wir haben viel zu lernen hier, der Fels ist abgesehen von den Rissen strukturlos und eine perfekte Risstechnik alles. Alf, ein alter Kletterer der hier in einem Wohnwagen haust, klettert die schwierigsten Routen scheinbar mühelos. Wir müssen unsere Technik noch verfeinern, mir scheint, dass ich hier auch die schwierigsten Routen klettern kann, Kraft und Ausdauer stimmen. Das Material braucht es aber auch: Gestern bin ich eine 35m Route geklettert die mit 12 Nr. 1 Camalots abgesichert wird! Also 12 mal der gleiche Friend, gut dass wir immer mit 7 anderen Leuten unterwegs sind, dann kriegt man das nötige Zeugs zusammen. Jetzt hoffe ich, dass wir es schon bald richtig krachen lassen können!

Freerider Rotpunktversuch

 Nach Veras Verletzung fand ich mit Dave, dem Bergeller Neuseeländer, einen Partner für mein Freeriderprojekt. Dave war einverstanden, dass ich die schwierigen Seillängen führen würde. Am 29.Oktober deponierten wir alles Essen und Wasser auf dem Hollow Flake Ledge. Erwähnenswert das freundliche Geschenk der Anthamatten Brüder, welche uns ihr Wasser und Essen dort überliessen. Leider hatten Mäuse einen Grossteil des Essens angeknabbert.

Letzte Vorbereitungen
Hier das Topo mit allen wichtigen Stellen

Samstag 30.Oktober harrten wir Schlechtwetter im Camp4 aus. Sonntag 31. Oktober starteten wir den Versuch El Capitan frei und in einem Push zu klettern:

 

Sonntag

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt radeln wir vom Camp4 zum El Cap. Das erste Tageslicht schleicht dem Granitriesen langsam ins Gesicht und als ich bereit zum klettern bin, kann ich die Stirnlampe wegstecken.

Die erste Seillänge ist schon der erste Test, aber die tiefen Temperaturen lassen den Fels erstaunlich griffig werden. Wir fliegen förmlich hoch. Dave folgt mit den Steigklemmen und ich patze nirgends, steige immer höher. Auf den Platten schiesst mir das Adrenalin hoch: Ein Sturz würde wohl über eine Stunde Zeit kosten. Alles kommt gut und wir erreichen die Heart Ledges bereits um 14:00 Uhr. Die letzte Seillänge, die Hollow Flake erfordert 30m abklettern um dann auf der anderen Seite wieder 50m aufzusteigen. Im Ganzen also eine 80m Seillänge! Auch dieses letzte Hindernis gelingt mir auf Anhieb. Wir seilen über die Fixseile ab und erreichen im letzten Tageslicht Camp4.

Die ersten 15 Seillängen sind schon gemacht!

Montag

Um 6:00 Uhr morgens steigen wir die Fixseile zur Hollow Flake auf. Dave hault unsere Schlafsäcke und das Ersatzessen hoch.

Fixseil Aufstieg. El Capitan, nicht Eiger
Das erste Licht erleuchtet den Monster Offwidth

Am Umkehrpunkt packen wir die Haulbags neu. Da es immer eher kalt war, rechnen wir nur mit 6Liter Wasser pro Tag und lassen viel Wasser zurück. Die folgenden Seillängen bis zum Monster Offwidth führt und hault Dave. Das spart mir viel Energie, die ich für den Monster Offwidth brauchen werde.

Dave im Vorstieg, Monster oben links

Am frühen Nachmittag stehen wir auf dem Ear, der Monster Offwidth wartet bereits. Nach einer langen Pause starte ich. Der Boulderquergang gelingt mit letzter Kraft und ich zwänge mich in den Riesenriss. Langsam schabe ich mich das Monster hoch, Schweiss und Blut läuft die Beine runter, ein Sturz würde nach 30 Metern direkt vom Standplatz aufgefangen. Etwa in der Mitte kommt ein No HandRest mit einem Standplatz. Ich hänge mich an die Bolts und lasse mir Wasser über die Haulline von Dave geben. Dann gehts weiter und nach etwa 2Stunden, 55 Metern und 2 Zwischensicherungen ist das Monster überwunden, Yeahh!!!

Zufrieden auf dem Spire

Das restliche Tageslicht nutzen wir, um den Spire zu erreichen und die nächste Seillänge zu fixieren.

Noch schnell die nächste Länge punkten...

Auf dem SpireBiwak ist noch Mayan, eine Neuseeländerin, welche die Salathé frei klettern will. Die Begrüssung ist eher kühl, der El Cap gehört scheinbar nicht allen Kletterern gleich.

Dienstag

Nach den Haferflocken mit Squeeze Honey folgt das Squeeze Chimney, ein enger Kamin den ich mich hochstemmen muss. Anschliessend kommt eine super Verschneidung mit einer mühsamen Seilzugtraverse zum Stand des Boulderproblems (Huber Pitch). Dieses Boulderproblem ist ein ultratechnischer 7A Boulder mit 3 Bolts. Er gelingt mir leider nur fast und eine Fingerkuppe ist geschlitzt, shit! Wir steigen weiter zum Block Biwak, es ist plötzlich unglaublich heiss, wir können uns kaum bewegen! Die Zeichen stehen plötzlich nicht mehr gut. Mayan hat das Boulderproblem ebenfalls nicht geschafft und bleibt nun auch auf dem Block Biwak. So sind wir zu viert auf dem abschüssigen Block.

Hang Out am Block Biwak

Mittwoch

Zum Aufwärmen klettere ich die Seillänge über dem Block und fixiere sie mit einem Seil. Dann seilen wir uns ab zurück zum Boulderproblem. Mayan ist am probieren und ist nicht sehr erbaut über meine Absicht, ebenfalls zu probieren. Ich fühle mich unerwünscht und gestresst aber ich darf mit ihrem Seil und ihren Expressen probieren, was Zeit und Kraft spart. Nevös starte ich, fühle aber die Kraft und die Spannung und kriege das Ding ziemlich locker hin, Yesss!!!

Kreuzzug am Boulder Problem, sending time!!!

100m Steigklemmen bringen uns zum Umkehrpunkt des Vortages zurück. Hier warten zwei Ausdauerverschneidungen, für mich die letzte Schlüsselstelle. Ich starte und falle sehr knapp am letzten schweren Zug. In der Zwischenzeit scheint die Sonne mit voller Kraft in die Wand. Ich gebe noch 3 Versuche scheitere jedoch immer noch vor der Schlüsselstelle. Um 12:00 ist es bereits zu heiss. Wir seilen uns zum Block ab. Wir werden erneut eine Nacht dort verbringen. Wegen der grossen Hitze bauen wir uns mit einer Plastikplane ein Zelt.

Rückkehr zum Block

Langsam wird uns klar, dass die Temperaturen unseren Spielraum wegschmelzen: für morgen werden wir genau noch 3 Liter Wasser haben, Frühstück inklusive. Das heisst etwa 2 Liter Wasser für 8 Seillängen. Wir beraten uns und legen fest, dass ich morgen bis um 10:00 die zwei Ausdauerverschneidungen punkten muss, damit wir den Gipfel erreichen können. Ich kann fast nicht schlafen, immer wieder gehe ich die Schlüsselstelle im Kopf durch.

Dave geniesst den Sonnenuntergang

Donnerstag

Um 5:00 Uhr stehen wir auf und packen alles in die Haulbags. Mit der Stirnlampe steigen wir die Fixseile hoch und haulen nach. Mit dem ersten Tageslicht starte ich die Kletterei.

Die Ausdauerverschneidung, zu ausdauernd?

Es ist kühl, aber der Fels fühlt sich rutschig an. Ich piaze die Sloperkante zur Schlüsselstelle, verfehle den Fingerlock und fliege ab. Verflixt. Nur ruhig bleiben, ich bin noch nicht warm.

Die Ruhe vor dem nächsten Go, der Druck wächst

Eine halbe Stunde später der nächste Go. Schon im unteren Teil bin ich gepumpt, es geht nicht mehr, ich weiss nicht warum aber ich kriege diese Verschneidung einfach nicht hin! Eine riesige Enttäuschung! Natürlich habe ich viel Risiko auf mich genommen und die Kletterei nicht lange genug ausgecheckt, aber so kurz vor dem Top tut es einfach weh aufgeben zu müssen! Wenn wir genug Wasser hätten könnten wir einen Tag verlängern aber das haben wir nicht. Wir seilen ab, unglücklich!

Zurück am Boden nach 5 Tagen

Bishop: Bouldern in den Buttermilks und Happy Boulders

Verjagt vom schlechten Wetter, konnten wir mit Lukas und Andi mit nach Bishop fahren. Bishop ist ein kleines aber aufgeschlossenes Städtchen. Es liegt zwischen den grossen Bergen der Sierra Nevada in einem riesigen Hochtal. Dank dieser Lage regnet es selten in Bishop und wegen der nahen Bergen ist es Tummelplatz vieler Outdoorfreaks wie Kletterer und Wildwasserfans.

Gleich nach unserer Ankunft stellten wir unser Zelt bei den Buttermilks Bouldern auf. Diese riesigen, eiförmigen Felsblöcke aus äusserst scharfem Granit bieten einen grandiosen Anblick, erfordern jedoch genügend Hornhaut an den Fingern! Aus diesem Grund kletterten wir die nächsten zwei Tage in den Happy Boulders. Hier gibt es fingerschonendes Vulkangestein vom feinsten. Obwohl die Landschaft hier ein bisschen weniger beeindruckt, ist die Kletterei sehr abwechslungsreich: Viele Überhängende Blöcke mit Leisten, Henkeln, Huecos und vielen Fingerlöchern a la Frankenjura lassen niemanden kalte Finger kriegen.

Wir hatten Anfangs Mühe nach all dem Riss- und Bigwall klettern in das explosive, maximalkräftige Bouldern zu finden.

Der letzte Abend verlief dann leider ziemlich beschissen: Vera kletterte, nur fürs Foto, einen Boulder ohne Spotter und fiel von 2m auf den gestreckten Arm (Abstützreflex). Wir waren anderntags im Spital und konnten einen Bruch ausschliessen, aber klettern wird Vera die nächsten Tage kaum können und unsere Bigwallprojekte stehen jetzt in der Schwebe. Ausserdem kehrten wir an jenem Abend zu unserem Zeltplatz zurück und stellten fest, dass ein Föhnsturm das Zelt zerlegt hat und alles Nass war. Glücklicherweise fanden wir ein günstiges Motel.

Nun hoffen wir, dass der Tioga Pass bald wieder öffnet, damit wir zurück ins Yosemite Valley kommen.

News und Topos von Silvan Schüpbach – Alpinist und Bergführer