Freiklettern in El Capitans Zodiac

Nach der erfolgreichen Begehung der Muir Wall hatten ich und Dimitri immer noch 2 Wochen Zeit im Yosemite Valley. Eine weitere Route am El Capitan wollten wir freiklettern. Wegen des wechselhaften Wetters entschieden wir uns für die Zodiac. Die 4 sehr harten Schlüsselseillängen in der Wandmitte bleiben auch bei Regen trocken. Ein kühnes Projekt, denn bislang ist es noch niemanden gelungen, eine so schwere Route am El Capitan in einem Push zu klettern (ohne vorheriges auschecken).Doch zuerst mussten wir überhaupt in die Wandmitte kommen. Das ist gar nicht so einfach, wenn sich ein Wasserfall über die ersten 5 Seillängen ergiesst. Wir beobachteten, dass wegen den thermischen Winden, jeweils von 12:00-16:00 der Start der Kletterei möglich schien. Kaum gestartet, kämpften wir mit einem Runout in der anspruchsvollen, 2. Seillänge. Als es Dimitri gelang, den guten Griff weit über dem letzten Haken zu erreichen, drehte der Wind. Keine Minute später ergoss sich der Wasserfall über uns und Dimitri wurde „hinuntergespühlt“. Ein weiter Flug aber ein weicher Sturz ins Seil beendete diesen Klettertag. Am nächsten Tag hatten wir mehr Glück. Die ersten 7 Seillängen gelangen uns ohne störende Wassermassen. Wir hatten uns nun in der Wand festgesetzt, mit Proviant für mehr als eine Woche.

Trotz anfänglichem Regen und grosser Kälte gelangen die ersten 2 harten Seillängen. Die nun folgende „open book“ Seillänge erwies sich als das Piece de Résistance der Zodiac. Eine 3 Meter lange Passage in einer offenen Verschneidung, ohne Griffe und Tritte. Wir waren der Verzweiflung nahe. Ein falscher Gedanke genügte bereits zum Abrutschen. Unsere Kletterschuhe waren inzwischen durchgescheuert. Eines Abends seilten wir ab, kauften neue Schuhe und waren 3 Stunden später wieder im Biwak in der Wand. Nach 3 zähen Tagen konnte Dimitri endlich diese Seillänge durchsteigen. Die positive Energie von Dimitris Erfolg nutzend, gelang mir ein super Versuch doch dann rutschte ich zuoberst noch ab. Die Frustration wurde unerträglich. Zudem behinderten mich meine blutenden Fingerkuppen. Ich musste aufgeben und konzentrierte mich darauf, Dimitri in der letzten Schlüssellänge zu unterstützen. Leider war nach 8 Tagen in der Wand auch sein Akku leer und musste ebenfalls aufgeben. Enttäuscht aber auch zufrieden, alles gegeben zu haben, beendeten wir unseren Yosemite Trip mit sündhaftem, amerikanischem Essen.

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