Erstbegehung Jungfrau Nordwand

Die guten Verhältnisse in den Bergen machten mich zunehmends ungeduldig, hatte ich doch ständig in der Arbeitswelt zu tun. Wieder einmal hatte ich die Jungfrau Nordwand verlockend durch mein Schlafzimmerfenster in Interlaken erblickt. Und als der Wetterbericht kurzfristig doch noch schön meldete, startete ich eine umfangreiche Telefonie und SMS Aktion. Mit Bernhard fand ich dann sogar einen Partner, der bereit war, mit mir zu frieren.

Am Samstag querten wir vom Jungfraujoch im durchgehend steilen Gelände bis auf die „gemütliche“ Gletscherebene unter der Nordwand, wo wir unser Zelt aufschlugen. Wir beschlossen eine neue Linie im linken Wandteil zu versuchen.

Zustieg zum Zeltplatz

Sonntag morgen früh starteten wir und kamen im Trittfirn schnell voran. Nach der Wandmitte steilt sich die Wand auf etwa 65° auf. Beim ersten Felsriegel stiegen wir in ein enges, verstecktes Couloir und fanden eine tolle Eiskletterei bis etwa 80°. Einige kurze Mixedpassagen sorgten für die nötige Abwechslung. Leider schien der Fels weiter oben fast nicht absicherbar und sehr brüchig. Zudem spürten wir beide unsere Zehen schon seit Stunden nicht mehr. Deshalb liessen wir die letzten 100m aus und stiegen durch eine Rinne auf den Ostgrat aus. Dank den 70m Halbseilen waren wir mit 13mal Abseilen wieder zurück beim Zelt.

Alles in Allem also eine sehr gemütliche Nordwand Tour, Zelt und Jungfraubahn sei dank. Unsere Route nennen wir, unserer gemeinsamen Herkunft zu ehren, Seeländer Couloir. Die Schwierigkeiten sind moderat, Eis bis 80° mit einigen kurzen kombinierten Stellen. Total 600m. Wir haben alles mit Eisschrauben abgesichert.

Unsere Linie, "Seeländercouloir"

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