Vom 9. Februar bis zum 3. März 2018 verbrachten wir 22 Tage im chilenischen O’Higgins Nationalpark, um den abgelegenen Berg Riso Patron zu besteigen. Dieser mysteriöse Berg am westlichen Rand des südlichen patagonischen Inlandeis wurde bislang kaum von Bergsteigern besucht: Der Mittelgipfel (ca. 2550m) wurde zweimal bestiegen (1988 Ferrari & Co, 2015 französische Expedition). Der Südgipfel (ca. 2350m) war bislang unbestiegen. Der Riso Patron ist schwierig zu erreichen und dem patagonischen Wetter ausgesetzt. Riso Patron Sur weiterlesen
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Die Reise beginnt – Kayak und Bergsteigen im chilenischen Patagonien
Der Berg Riso Patron

Der Riso Patron befindet sich am westlichen Ende des patagonischen Inlandeises, in etwa auf gleicher Höhe wie Cerro Torre und Fitz Roy. Der Nordgipfel wurde vor 30 Jahren von Casimiro Ferrari und Gefährten erstbestiegen. Seither haben einige Bergsteiger versucht, auch den Südgipfel zu besteigen. Bislang ist das aber niemandem gelungen – es sind alle Versuche im Zustieg gescheitert!
2016 konnten unsere französischen Freunde um Jerome Sullivan und Antoine Moineville eine neue Route auf den Nordgipfel klettern. Hier der Trailer dieser Expedition
https://vimeo.com/ondemand/risopatronhlw
Das Projekt „by fair means“
Für Matteo Della Bordella und mich ist klar, dass die Erstbesteigung des Südgipfels in einem möglichst „gutem“ Stil erfolgen muss. Schliesslich gibt es unberührte Gipfel immer seltener und mit motorisierter Hilfe ist jeder Gipfel erreichbar. Da wir trotzdem nicht über den Atlantik schwimmen wollen, setzen wir uns folgendes Ziel: Bis zur letzten bewohnten Siedlung (Puerto Eden) sind Flugzeug und Schiff erlaubt. Von dort soll der Berg aus eigener Kraft (Kayak und zu Fuss) erreicht und bestiegen werden.

Das Kayaken wird nicht einfach, ständiger Wind und viel Niederschlag werden uns mit Sicherheit Mühe bereiten.
Das Base Camp wird am Ufer des Fjordo Falcon errichtet. Dort werden wir warten, bis ein günstiges Wetterfenster das Klettern erlaubt. Der Zustieg zur Wand ist komplex – unten Regenwald und oben zerschrundete Gletscher.

Für die Besteigung möchten wir durch die Westwand des Südgipfels klettern und – wenn Zeit und Kraft ausreichen – die Überschreitung zum Nordgipfel machen.

Am 17. März sind wir zurück – hoffentlich mit einer tollen Geschichte und einem unvergesslichen Abenteuer!
An dieser Stelle ein grosses dankeschön an meine Sponsoren
Petzl
R’adys
Exped
Lowa
Wild country Friends
und meine Freunde von
Ragni di Lecco
Die letzten Tage in Patagonien – Frader Pisafe am El Mocho
In der Folge war das Wetter Mitte Februar immer schlecht und erst Ende Februar, als wir unser Material holen wollten, gab es noch einmal gutes Wetter. Leider waren alle Wände ziemlich eingeschneit und wir entschieden eine schwierige Route am El Mocho zu klettern. Die letzten Tage in Patagonien – Frader Pisafe am El Mocho weiterlesen
Mehr Bilder vom Cerro Torre – Südost Rippe by fair means
In der Slide Show gibt es weitere Bilder zu unserer Begehung.
Cerro Torre Südost Rippe by fair means
Nur gerade 3 Tage musste ich in El Chalten (Argentinien) abwarten bis wir loslegen konnten. Mit meinem langjährigen Kletterpartner Matteo Della Bordella stiegen wir schwer beladen ins Torre Valley, dem vergletscherten Tal zwischen Cerro Torre und Fitz Roy. Cerro Torre Südost Rippe by fair means weiterlesen
Fitz Roy Goretta Pfeiler mit Erstbegehung und Gipfelerfolg
Nach dem Scheitern in der Fitz Roy Ostwand entschieden wir uns die Casarotto Route am Goretta Pfeiler zu versuchen. Diese Route führt durch die Fitz Roy Nordwand un ist sehr sonnig. Deshalb erhofften wir uns dort bessere Kletterbedingungen.
Um den Start der Route zu erreichen muss ein steiles Couloir in kombinierter Kletterei erstiegen werden. Nach vier Seillängen trifft mich aus dem Nichts ein Stein am Rücken. Schmerz und Schock durchfluten mich doch nach einigen bangen Minuten fühle ich dass ich wohl keine schlimmen Verletzungen habe.
Wir verbringen eine stürmische Nacht auf einem eingeklemmten Felsblock. Am nächsten Morgen ist das Wetter gut und wir klettern 700m über fantastischen Granit auf den Goretta Pfeiler. Wie sich später herausstellt haben wir dabei einen Direktausstieg gefunden den noch nie jemand vor uns geklettert hat. Dies wussten wir nicht da wir sowieso keinerlei Informationen dabei hatten und einfach gerade hoch geklettert sind.
Auf dem Goretta Pfeiler verbringen wir eine weitere ungemütliche Nacht. Ich verfluche die Idee, aus gewichtsgründen einen Schlafsack mit Luca zu teilen.
Anderntags bringen wir die 300m zum Gipfel hinter uns und seilen den ewig langen Pfeiler wiede hinunter. Kaum sind wir unten auf dem Gletscher bricht in gewaltiger Sturm über dem Gipfel des Fitz Roy aus.
Dies war unsere letzte Kletterei für diese Saison in Patagonien. Wir gehen mit einem lachenden und tränenden Auge nachhause. Wir haben einiges Klettern können und das hat auch Spass gemacht. Aber unser Hauptziel haben wir nicht erfüllt. Hauptgrund hierfür ist, dass die Ostwand nie länger als drei Tag kletterbare Bedingungen aufwies und wir mit unserer Strategie vier Tage benötigt hätten.

Versuch an der Fitz Roy Ostwand
Ende Januar kehrte ich der Eisklettersaison schweren Herzens den Rücken und wechselte zum patagonischen Sommer. Grosse Freude bereitet mir mein Wiedersehen mit den italienischen Freunden Matteo und Luca. Am Tag der Ankunft in El Chalten packten wir sogleich die Säcke denn am nächsten Tag kündigte sich ein Wetterfenster an.
Unser Ziel ist die erste Wiederholung des Pilar Este in der Fitz Roy Ostwand. Diese Route wartet seit 40 Jahren auf die erste Wiederholung. Die Ostwand des Fitz Roys ist mit ihren 1400m Höhe eine der höchsten Bigwalls der Erde.
Der Zustieg zum Passo Superior, dem Ausgangspunkt für die Kletterei, ist lang und steil. Nach 6 Stunden sind wir dort und packen unsere Säcke für die Wand. Am nächsten Morgen um 06:00 starten wir die Kletterei. Der Bergschrund ist schnell überwunden und nach drei Seillängen tauschen wir Steigeisen mit Kletterschuhen. Um Zeit zu sparen klettert immer nur Matteo oder ich im Vorstieg. Luca und Pascal folgen mit den Steigklemmen und ziehen die schweren Materialsäcke nach. Leider geht es mir immer schlechter und bis am Abend habe ich Fieber und Schüttelfrost. Deshalb kann ich leider nicht viel helfen. Meine Hilfe beim Vorsteigen wäre umso wichtiger, weil viele Risse vereist sind undeine starke Psyche erfordern. Wir biwakieren zu dritt im Portaldedge und Matteo übernachtet in einer Hängematte. Am nächsten Tag bleibe ich alleine im Portaledge zurück. Fieberfantasien und Gliederschmerzen quälen mich. Die anderen klettern einige Seillängen weiter um diesen Wandteil zu erkunden. Nach einer weiteren Nacht seilen wir ab. So mies wie in dieser Wand ging es mir noch selten. Und umso schlimmer das Gefühl, dass die anderen wegen mir umkehren mussten. Am Ende kamen wir nur etwas über die Wandmitte.
Es ist wie es ist und das nächste Wetterfenster mit der nächsten Chance wird kommen.
