Eine wundervolle Zeit in Indian Creek

ist zu Ende gegangen. Hier die Geschichte.    

Indian Creek besteht aus einem ganzen System von Tälern, welche allesamt von Wingate- Sandstein wänden eingerahmt sind. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist eine Autostunde entfernt und übernachtet wird auf primitiven Campingplätzen. Geklettert wird ausschliesslich an Rissen. Die Risse hier sind oft meterlang genau gleich breit. Dies bedeutet, dass man eine ganze Route mit immer der gleichen Bewegung bewältigen kann (mühsam wirds, wenn man diese Bewegung nicht beherrscht). Weiter muss alles mit Friends selber abgesichert werden, weshalb man schnell mal in einen Materialengpass gerät, wenn man alleine unterwegs ist. Die Schwierigkeit einer Route hängt eigentlich nur von der Rissbreite ab: Handbreite ist das einfachste, man kann einfach hochlaufen, Hände und Füsse perfekt in den Riss klemmend. Wirds breiter, muss man die Faust einklemmen. Noch breiter, werden Ellbogen, Knie, Schulter und Knöchel systematisch aufgeschürft. Dies ist Offwidth- Kletterei, dem Wrestling näher als dem eigentlichen Klettern verwandt. Offwidths sind meist leicht bewertet, fallen aber ungemein schwer und die meisten Europäer drücken sich vor den breiten Rissen. Umso stolzer bin ich auf meine Begehung von Big Guy.   

Offwidth Outfit: Wie im Rugby
The Line: Big Guy
Alf zeigt wies geht

 Fingerrisse sind die schwierigsten Routen hier. Ist der Riss genau Fingerbreit, werden Zeige und Mittelfinger übereinander eingeklemmt (Fingerlock). Dies ist schmerzhaft und pumpig, koordinativ jedoch relativ simpel, weshalb hier europäische Kletterer mitunter sehr erfolgreich sein können. Ruby`s Cafe (5.13-) war während drei Tagen meine Projektroute bis ich sie endlich geschafft habe. Diese Route ist genau fingerbreit und meine schwierigste Kletterei in den USA bislang.   

Ruby`s Cafe: Crux mit meiner Lieback Lösung

Wird der Riss breiter als der Finger, müssen mehrere Finger nebeneinander eingeklemmt und vom Daumen unterlegt werden. Diese sogenannte „Ringlock“- Kletterei ist äusserst gewöhnungsbedürftig. Meine Ringlock Versuche endeten meist damit, dass ich die Route mittels Piazen zu bewältigen versuchte, was natürlich viel kraftraubender ist. Trotzdem konnte ich an der Sparks Wall einen 15m Riss mit der Ringlock Technik erstbegehen. Meine Erstbegehung widme ich -augenzwinkernd- der Heimat, daher der Name „Ici c`est Bienne“. Schwierigkeit 5.11+ könnte hinkommen.    

Ici c`est Bienne
Traditionelle Routenbeschriftung

Wie der Name Indian Creek bereits hindeutet, gibt es auch hier Ruinen der Anasazi Indianer, welche wir an einem Ruhetag besuchten.    

Anasazi Ruine
Spuren vergangener Zeiten

Kurz vor Thanksgiving schneite es ordentlich und das Thermometer fiel auf -20°C! Wir hatten zwar inzwischen einen Van gemietet, damit wir im Auto schlafen können, aber mein Sommerschlafsack war einfach zu dünn, ich musste in der Nacht den Motor starten und heizen. Alles war gefroren, Milch, Äpfel, 40Liter Wassertanks! Jeden Morgen mussten wir alles auftauen, was besonders nervte, denn die Tage sind so kurz und ich möchte jede Sonnenminute am Fels verbringen!    

Zweifelhaftes Erwachen
Schneeballschlacht zum Frühstück

Über Thanksgiving hatte es viele Leute auf unserem Campingplatz und wir wurden überall zum Essen eingeladen. Das war der Hammer, zumal ein paar Guys aus Colorado ein beheizbares Zelt gestellt hatten. Am nächsten Tag wollten wir in das Klettergebiet The Wall,welches eigentlich einen Offroader zum hinfahren voraussetzt. Wir kamen erstaunlich weit mit unserem Van, eine grosse Doppelwelle war dann aber unpassierbar. Als wir umkehrten kamen gerade zwei nette Jungs mit einem Riesenpickup und nahmen uns mit. Witzig waren die zwei Wildhüter die wir unterwegs antrafen: Sie verteilten uns Fahndungsbilder vom Moab- Killer, der angeblich seit zwei Wochen in der Gegend rumläuft (er trägt ein graues T-shirt und ist zu Fuss unterwegs: bei -20°C in der Wüste…)  

  

The Wall bot uns einen supergeilen Klettertag. Learning to Fly ist ein 5.13 Fingerriss, überhängend, ohne Tritte. Eine der schwierigsten Routen im Gebiet. Meine Finger bluteten rasch, weshalb ich aufgab, obwohl ich Chancen hätte. Vera stieg eine geniale 5.10+ und 5.11- vor. Ich konnte am Schluss noch meine erste trad 5.12 Onsighten.    

Ausblick von The Wall
Vera in Run Like Hell
Vera in Sorrow

Viele Stunden verbrachte ich mit abwandern von Felsen, stets auf der Suche nach einer ungekletterten Linie. Aber immer wenn ich etwas sah, war der erste Teil unpassierbar oder jemand hatte bereits einen Stand angebracht. Eher verzweifelt stieg ich daher in einen kurzen, unbegangenen Fingerriss mitten in der Pistol Whipped Wall ein. Der Riss schien viel zu schmal, um kletterbar zu sein, doch einige Griffe auf der linken Seite machten diese Linie doch möglich. Völlig euphorisiert bohrte ich die Standhaken (von Hand, wie es sich gehört ;-)). Nach zwei Tagen konnte ich diese super Linie erstbegehen. Obwohl nur 10m lang, ist diese Route viel anhaltender als manche 30m Route hier. Diese Erstbegehung widme ich unseren Freunden aus Montana und deren Vorliebe für Salat: „The Montana Weed Connection“ ist etwa 5.13.  

   

Schlusszug

 

Kurze Route, langer Name

In der Zwischenzeit waren alle Leute gegangen und wir waren die einzigen auf dem Campingplatz. So hatten wir die tolle Cat Wall, sonst hoffnungslos überfüllt, für uns alleine.

Vera in Johnny Cat
Live aus dem Tierheim: Johnny Cat
Ich versuche mich als Cat Burglar (5.12) aber meine Krallen sind zu dick

So das wars mit den News aus dem roten Paradies. Wir vermissen diesen Ort schon jetzt!

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