Freerider Rotpunktversuch

 Nach Veras Verletzung fand ich mit Dave, dem Bergeller Neuseeländer, einen Partner für mein Freeriderprojekt. Dave war einverstanden, dass ich die schwierigen Seillängen führen würde. Am 29.Oktober deponierten wir alles Essen und Wasser auf dem Hollow Flake Ledge. Erwähnenswert das freundliche Geschenk der Anthamatten Brüder, welche uns ihr Wasser und Essen dort überliessen. Leider hatten Mäuse einen Grossteil des Essens angeknabbert.

Letzte Vorbereitungen
Hier das Topo mit allen wichtigen Stellen

Samstag 30.Oktober harrten wir Schlechtwetter im Camp4 aus. Sonntag 31. Oktober starteten wir den Versuch El Capitan frei und in einem Push zu klettern:

 

Sonntag

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt radeln wir vom Camp4 zum El Cap. Das erste Tageslicht schleicht dem Granitriesen langsam ins Gesicht und als ich bereit zum klettern bin, kann ich die Stirnlampe wegstecken.

Die erste Seillänge ist schon der erste Test, aber die tiefen Temperaturen lassen den Fels erstaunlich griffig werden. Wir fliegen förmlich hoch. Dave folgt mit den Steigklemmen und ich patze nirgends, steige immer höher. Auf den Platten schiesst mir das Adrenalin hoch: Ein Sturz würde wohl über eine Stunde Zeit kosten. Alles kommt gut und wir erreichen die Heart Ledges bereits um 14:00 Uhr. Die letzte Seillänge, die Hollow Flake erfordert 30m abklettern um dann auf der anderen Seite wieder 50m aufzusteigen. Im Ganzen also eine 80m Seillänge! Auch dieses letzte Hindernis gelingt mir auf Anhieb. Wir seilen über die Fixseile ab und erreichen im letzten Tageslicht Camp4.

Die ersten 15 Seillängen sind schon gemacht!

Montag

Um 6:00 Uhr morgens steigen wir die Fixseile zur Hollow Flake auf. Dave hault unsere Schlafsäcke und das Ersatzessen hoch.

Fixseil Aufstieg. El Capitan, nicht Eiger
Das erste Licht erleuchtet den Monster Offwidth

Am Umkehrpunkt packen wir die Haulbags neu. Da es immer eher kalt war, rechnen wir nur mit 6Liter Wasser pro Tag und lassen viel Wasser zurück. Die folgenden Seillängen bis zum Monster Offwidth führt und hault Dave. Das spart mir viel Energie, die ich für den Monster Offwidth brauchen werde.

Dave im Vorstieg, Monster oben links

Am frühen Nachmittag stehen wir auf dem Ear, der Monster Offwidth wartet bereits. Nach einer langen Pause starte ich. Der Boulderquergang gelingt mit letzter Kraft und ich zwänge mich in den Riesenriss. Langsam schabe ich mich das Monster hoch, Schweiss und Blut läuft die Beine runter, ein Sturz würde nach 30 Metern direkt vom Standplatz aufgefangen. Etwa in der Mitte kommt ein No HandRest mit einem Standplatz. Ich hänge mich an die Bolts und lasse mir Wasser über die Haulline von Dave geben. Dann gehts weiter und nach etwa 2Stunden, 55 Metern und 2 Zwischensicherungen ist das Monster überwunden, Yeahh!!!

Zufrieden auf dem Spire

Das restliche Tageslicht nutzen wir, um den Spire zu erreichen und die nächste Seillänge zu fixieren.

Noch schnell die nächste Länge punkten...

Auf dem SpireBiwak ist noch Mayan, eine Neuseeländerin, welche die Salathé frei klettern will. Die Begrüssung ist eher kühl, der El Cap gehört scheinbar nicht allen Kletterern gleich.

Dienstag

Nach den Haferflocken mit Squeeze Honey folgt das Squeeze Chimney, ein enger Kamin den ich mich hochstemmen muss. Anschliessend kommt eine super Verschneidung mit einer mühsamen Seilzugtraverse zum Stand des Boulderproblems (Huber Pitch). Dieses Boulderproblem ist ein ultratechnischer 7A Boulder mit 3 Bolts. Er gelingt mir leider nur fast und eine Fingerkuppe ist geschlitzt, shit! Wir steigen weiter zum Block Biwak, es ist plötzlich unglaublich heiss, wir können uns kaum bewegen! Die Zeichen stehen plötzlich nicht mehr gut. Mayan hat das Boulderproblem ebenfalls nicht geschafft und bleibt nun auch auf dem Block Biwak. So sind wir zu viert auf dem abschüssigen Block.

Hang Out am Block Biwak

Mittwoch

Zum Aufwärmen klettere ich die Seillänge über dem Block und fixiere sie mit einem Seil. Dann seilen wir uns ab zurück zum Boulderproblem. Mayan ist am probieren und ist nicht sehr erbaut über meine Absicht, ebenfalls zu probieren. Ich fühle mich unerwünscht und gestresst aber ich darf mit ihrem Seil und ihren Expressen probieren, was Zeit und Kraft spart. Nevös starte ich, fühle aber die Kraft und die Spannung und kriege das Ding ziemlich locker hin, Yesss!!!

Kreuzzug am Boulder Problem, sending time!!!

100m Steigklemmen bringen uns zum Umkehrpunkt des Vortages zurück. Hier warten zwei Ausdauerverschneidungen, für mich die letzte Schlüsselstelle. Ich starte und falle sehr knapp am letzten schweren Zug. In der Zwischenzeit scheint die Sonne mit voller Kraft in die Wand. Ich gebe noch 3 Versuche scheitere jedoch immer noch vor der Schlüsselstelle. Um 12:00 ist es bereits zu heiss. Wir seilen uns zum Block ab. Wir werden erneut eine Nacht dort verbringen. Wegen der grossen Hitze bauen wir uns mit einer Plastikplane ein Zelt.

Rückkehr zum Block

Langsam wird uns klar, dass die Temperaturen unseren Spielraum wegschmelzen: für morgen werden wir genau noch 3 Liter Wasser haben, Frühstück inklusive. Das heisst etwa 2 Liter Wasser für 8 Seillängen. Wir beraten uns und legen fest, dass ich morgen bis um 10:00 die zwei Ausdauerverschneidungen punkten muss, damit wir den Gipfel erreichen können. Ich kann fast nicht schlafen, immer wieder gehe ich die Schlüsselstelle im Kopf durch.

Dave geniesst den Sonnenuntergang

Donnerstag

Um 5:00 Uhr stehen wir auf und packen alles in die Haulbags. Mit der Stirnlampe steigen wir die Fixseile hoch und haulen nach. Mit dem ersten Tageslicht starte ich die Kletterei.

Die Ausdauerverschneidung, zu ausdauernd?

Es ist kühl, aber der Fels fühlt sich rutschig an. Ich piaze die Sloperkante zur Schlüsselstelle, verfehle den Fingerlock und fliege ab. Verflixt. Nur ruhig bleiben, ich bin noch nicht warm.

Die Ruhe vor dem nächsten Go, der Druck wächst

Eine halbe Stunde später der nächste Go. Schon im unteren Teil bin ich gepumpt, es geht nicht mehr, ich weiss nicht warum aber ich kriege diese Verschneidung einfach nicht hin! Eine riesige Enttäuschung! Natürlich habe ich viel Risiko auf mich genommen und die Kletterei nicht lange genug ausgecheckt, aber so kurz vor dem Top tut es einfach weh aufgeben zu müssen! Wenn wir genug Wasser hätten könnten wir einen Tag verlängern aber das haben wir nicht. Wir seilen ab, unglücklich!

Zurück am Boden nach 5 Tagen

Ein Gedanke zu „Freerider Rotpunktversuch“

  1. Hoi Silvan! Superleistung, auch wenn es nicht ganz geglückt ist. Aber wie heisst es so schön; der Weg ist das Ziel! Es Grüessli an euch Beide und Vera wünschen wir gute Besserung. Papi und Mami

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