Wendenstöcke: La Röschtigraben Rotpunkt

TopoRöschtigraben

Nachdem ich zusammen mit den Gebrüdern Zambetti 2011 diese unglaublichen 23 Seillängen eingebohrt hatte, beschlichen mich viele Zweifel, ob ich diese Linie frei klettern könnte. Nicht zuletzt mangels Unterarmpower nach unserer Grönland Expedition sah ich diesem Projekt skeptisch entgegen. Aber es war mein Hauptziel für diesen Herbst. Also stieg ich einmal mit Laddy hoch um 2 Tage auszuchecken. Es lief miserabel und ich konnte kaum die Einzelzüge der schweren Längen. Zudem riss ich die Schlüsselgriffe in der schwersten Seillänge aus. Beim zweiten mal mit Päscu ging es etwas besser und bei der „lädierten“ Länge bohrte ich eine Umgehungslänge ein. Diese erwies sich als sehr logisch und deutlich einfacher: Statt 8b mit abbröselnden Griffen gabs eine 7b+ mit voll geilen athletischen Powerzügen (vorausgesetzt man schafft die ersten 10 Feng Shui -Meter…)

Ein drittes Mal kam Vera mit und ich konnte Überraschend die schweren Längen punkten.

In der Folge brauchte es etwas Geduld: Partnermangel, schlechtes Wetter und dann eine Grippe hinderten mich. Am 30. September stieg ich mit Vera Spätnachts noch ins geliebte Biwak am Reissend Nollen auf. Es war hart: 5 Tage war ich im Bett gewesen und nun als erste Übung Fussmarsch mit Extragepäck. Natürlich schliefen wir anderntags viel zu lange und so kletterte ich zwischen Schwächeanfall und Mittagshitze die ersten schweren Längen am Vorbau. Das Haulen war auch recht streng. Die verflixte 9. Länge forderte mich etwas: eine Boulderstelle warf mich ab. Vera lässt mich ab und ohne viel zu Ruhen gebe ich den nächsten Versuch. Wieder falle ich ab. Beim dritten Anlauf klappts dann, aber die Seillänge geht noch strenge 30m weiter. Es ist schon recht erstaunlich wie sehr eine 7a Länge die Psyche kratzen kann, wenn bei so einer Riesenwand alles stimmen muss…

Müde und zufrieden erreichen wir das Band über dem Vorbau und kuscheln in unser Zelt. Jawohl! Bigwall klettern mit Zelt, das grosse Band machts möglich. Am nächsten Morgen hat es den dicksten Nebel den ich je erlebt habe. Dummerweise ist auch das Kletterseil nass und heute steht die Schlüssellänge auf dem Programm. Dementsprechend schlafen wir mal wieder länger und starten am Mittag die Kletterei, als es etwas trockener aussieht. Länge 11 und 12 (6c, 7b) gehen auf Anhieb und dann kommt die Schlüssellänge: ein 40m Ausdauerbrett mit weiten Zügen und einem undankbaren „Schwule- Platte- Abwerfer- Finish“. Ich hänge die Schlingen vor und checke alle Züge nochmals aus. Es fühlt sich sehr gut an, vor Allem die kühlen Temperaturen helfen. Ich fühle mich zuversichtlich und starte den Versuch eine halbe Stunde später. Es pumpt mich schon ziemlich früh zu und wie ein Wunder schaffe ich es zum ersten Schüttler. Das weitere geht ganz knapp und ich erreiche den guten Schüttler vor dem besagten Abwerfer vor dem Stand. Nach langem Zögern greife ich an. Nicht ganz Stilecht aber mit einem urchigen Brüller erwische ich die Leiste kurz vor dem endgültigen hintenraus kippen. Jawohl, geschafft! Da ich nur einen Versuch gebraucht habe, steigen wir noch weiter. Die 7b und 7c kann ich beide gleich mit Schlingen hängen punkten. Nun sind die Unterarme etwas leer und wir seilen ab zu unserem Zelt. Für die Schlüssellänge würde ich 8a+ vorschlagen.

Am nächsten Tag ist perfektes Wetter. Wir steigen an den Fixseilen zum Umkehrpunkt auf. Die 7b+ und die 7a gehen gleich auf Anhieb und der Weg ist frei! Die einfacheren aber wunderschönen Längen ziehen vorbei und bald sind wir am letzten Aufschwung. Mystisch von wild vorbeiziehenden Nebelfetzen umhüllt, beeindruckt uns dieses letzte Bollwerk. Diese letzten drei Längen sind schlicht umwerfend schön zu klettern und mit viel Glück gelingt mir die letzte Einzelstelle im „Alzheimeronsight“. Um 17:00 stehen wir auf dem Gipfel und es ist geschafft.

Danke vielmals an Vera, für die Unterstützung und das mitkommen. Und danke vielmals den Gebrüdern Zambetti, dass sie ihre tolle Linie mit mir geteilt haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.