Archiv der Kategorie: Expeditionen / Trips

Kurzbesuch Arches Nationalpark

Nachdem der Wetterbericht Schneesturm angekündigt hatte, haben wir uns nach Moab in ein gemütliches Hostel zurückgezogen. Der Lazy Lizard macht seinem Namen alle Ehre, überall hängen faule Kletterer rum. Bis jetzt ist das Wetter nicht richtig schlimm gewesen. Heute besuchten wir den Arches National Park und konnten ein paar richtig gute Fotos schiessen! Das ironische an diesem Nationalpark ist, dass man so drive-in mässig durchfahren kann und alle Sehenswürdigkeiten aus dem Auto fotografiert. Sieht aber trotzdem spitze aus, oder?

Tapetenwechsel nach Utah

Nach einer langen Zeit im Yosemite konnten wir mit Pete, einem Highliner, Kletterer und Gleitschirmpiloten aus Montana nach Utah fahren. Unterwegs besuchten wir noch die Hot Springs in Mammoth Lake. Über 1000km fuhren wir nach Osten, stets eine riesige Schlechtwetterfront im Nacken. Immer wenn wir neben der Strasse schlafen wollten, begann es zu regnen. So kamen wir ziemlich schlecht gelaunt nach Moab, einem Tourismusstädtchen inmitten einiger Nationalparks. In dieser Gegend der USA stehen all die berühmten roten Felstürme und -bögen. Wir füllten Pete`s hoffnungslos überfüllten Subaru mit Essen sowie 100 Liter Wasser und fuhren in die Wüste, nach Indian Creek, dem besten Rissklettergebiet überhaupt. Dort angekommen bezogen wir einen freien Zeltplatz mit ein paar von Pete`s Freunden. Leider darf man nach Regen nicht Klettern hier. Der rote Sandstein (Wingate Sandstein), ist sehr weich wenn er feucht ist. Aus diesem Grund starteten wir mit ein paar Boulders den ersten Tag hier. Am nächsten Tag gings dann voller Erwartung in eines der zahllosen Klettergebiete. Kaum hatte ich die Aufwärmroute beendet, begann es zu schneien! Natürlich kletterte ich trotzdem noch eine Route im Schneesturm, fühlte mich aber zunehmend unsicher, weshalb wir dann doch zurück ins Camp gingen. Es schneite die ganze Nacht und unser Trinkwasser friert immer ein. Nach all den Hitzeperioden stecken wir nun in einer Kälteperiode in der Wüste. Inzwischen ist das Wetter super, aber -10°C in der Nacht ist Standard! Solange die Sonne scheint, kann man aber im T-shirt klettern.

Wir haben viel zu lernen hier, der Fels ist abgesehen von den Rissen strukturlos und eine perfekte Risstechnik alles. Alf, ein alter Kletterer der hier in einem Wohnwagen haust, klettert die schwierigsten Routen scheinbar mühelos. Wir müssen unsere Technik noch verfeinern, mir scheint, dass ich hier auch die schwierigsten Routen klettern kann, Kraft und Ausdauer stimmen. Das Material braucht es aber auch: Gestern bin ich eine 35m Route geklettert die mit 12 Nr. 1 Camalots abgesichert wird! Also 12 mal der gleiche Friend, gut dass wir immer mit 7 anderen Leuten unterwegs sind, dann kriegt man das nötige Zeugs zusammen. Jetzt hoffe ich, dass wir es schon bald richtig krachen lassen können!

Freerider Rotpunktversuch

 Nach Veras Verletzung fand ich mit Dave, dem Bergeller Neuseeländer, einen Partner für mein Freeriderprojekt. Dave war einverstanden, dass ich die schwierigen Seillängen führen würde. Am 29.Oktober deponierten wir alles Essen und Wasser auf dem Hollow Flake Ledge. Erwähnenswert das freundliche Geschenk der Anthamatten Brüder, welche uns ihr Wasser und Essen dort überliessen. Leider hatten Mäuse einen Grossteil des Essens angeknabbert.

Letzte Vorbereitungen
Hier das Topo mit allen wichtigen Stellen

Samstag 30.Oktober harrten wir Schlechtwetter im Camp4 aus. Sonntag 31. Oktober starteten wir den Versuch El Capitan frei und in einem Push zu klettern:

 

Sonntag

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt radeln wir vom Camp4 zum El Cap. Das erste Tageslicht schleicht dem Granitriesen langsam ins Gesicht und als ich bereit zum klettern bin, kann ich die Stirnlampe wegstecken.

Die erste Seillänge ist schon der erste Test, aber die tiefen Temperaturen lassen den Fels erstaunlich griffig werden. Wir fliegen förmlich hoch. Dave folgt mit den Steigklemmen und ich patze nirgends, steige immer höher. Auf den Platten schiesst mir das Adrenalin hoch: Ein Sturz würde wohl über eine Stunde Zeit kosten. Alles kommt gut und wir erreichen die Heart Ledges bereits um 14:00 Uhr. Die letzte Seillänge, die Hollow Flake erfordert 30m abklettern um dann auf der anderen Seite wieder 50m aufzusteigen. Im Ganzen also eine 80m Seillänge! Auch dieses letzte Hindernis gelingt mir auf Anhieb. Wir seilen über die Fixseile ab und erreichen im letzten Tageslicht Camp4.

Die ersten 15 Seillängen sind schon gemacht!

Montag

Um 6:00 Uhr morgens steigen wir die Fixseile zur Hollow Flake auf. Dave hault unsere Schlafsäcke und das Ersatzessen hoch.

Fixseil Aufstieg. El Capitan, nicht Eiger
Das erste Licht erleuchtet den Monster Offwidth

Am Umkehrpunkt packen wir die Haulbags neu. Da es immer eher kalt war, rechnen wir nur mit 6Liter Wasser pro Tag und lassen viel Wasser zurück. Die folgenden Seillängen bis zum Monster Offwidth führt und hault Dave. Das spart mir viel Energie, die ich für den Monster Offwidth brauchen werde.

Dave im Vorstieg, Monster oben links

Am frühen Nachmittag stehen wir auf dem Ear, der Monster Offwidth wartet bereits. Nach einer langen Pause starte ich. Der Boulderquergang gelingt mit letzter Kraft und ich zwänge mich in den Riesenriss. Langsam schabe ich mich das Monster hoch, Schweiss und Blut läuft die Beine runter, ein Sturz würde nach 30 Metern direkt vom Standplatz aufgefangen. Etwa in der Mitte kommt ein No HandRest mit einem Standplatz. Ich hänge mich an die Bolts und lasse mir Wasser über die Haulline von Dave geben. Dann gehts weiter und nach etwa 2Stunden, 55 Metern und 2 Zwischensicherungen ist das Monster überwunden, Yeahh!!!

Zufrieden auf dem Spire

Das restliche Tageslicht nutzen wir, um den Spire zu erreichen und die nächste Seillänge zu fixieren.

Noch schnell die nächste Länge punkten...

Auf dem SpireBiwak ist noch Mayan, eine Neuseeländerin, welche die Salathé frei klettern will. Die Begrüssung ist eher kühl, der El Cap gehört scheinbar nicht allen Kletterern gleich.

Dienstag

Nach den Haferflocken mit Squeeze Honey folgt das Squeeze Chimney, ein enger Kamin den ich mich hochstemmen muss. Anschliessend kommt eine super Verschneidung mit einer mühsamen Seilzugtraverse zum Stand des Boulderproblems (Huber Pitch). Dieses Boulderproblem ist ein ultratechnischer 7A Boulder mit 3 Bolts. Er gelingt mir leider nur fast und eine Fingerkuppe ist geschlitzt, shit! Wir steigen weiter zum Block Biwak, es ist plötzlich unglaublich heiss, wir können uns kaum bewegen! Die Zeichen stehen plötzlich nicht mehr gut. Mayan hat das Boulderproblem ebenfalls nicht geschafft und bleibt nun auch auf dem Block Biwak. So sind wir zu viert auf dem abschüssigen Block.

Hang Out am Block Biwak

Mittwoch

Zum Aufwärmen klettere ich die Seillänge über dem Block und fixiere sie mit einem Seil. Dann seilen wir uns ab zurück zum Boulderproblem. Mayan ist am probieren und ist nicht sehr erbaut über meine Absicht, ebenfalls zu probieren. Ich fühle mich unerwünscht und gestresst aber ich darf mit ihrem Seil und ihren Expressen probieren, was Zeit und Kraft spart. Nevös starte ich, fühle aber die Kraft und die Spannung und kriege das Ding ziemlich locker hin, Yesss!!!

Kreuzzug am Boulder Problem, sending time!!!

100m Steigklemmen bringen uns zum Umkehrpunkt des Vortages zurück. Hier warten zwei Ausdauerverschneidungen, für mich die letzte Schlüsselstelle. Ich starte und falle sehr knapp am letzten schweren Zug. In der Zwischenzeit scheint die Sonne mit voller Kraft in die Wand. Ich gebe noch 3 Versuche scheitere jedoch immer noch vor der Schlüsselstelle. Um 12:00 ist es bereits zu heiss. Wir seilen uns zum Block ab. Wir werden erneut eine Nacht dort verbringen. Wegen der grossen Hitze bauen wir uns mit einer Plastikplane ein Zelt.

Rückkehr zum Block

Langsam wird uns klar, dass die Temperaturen unseren Spielraum wegschmelzen: für morgen werden wir genau noch 3 Liter Wasser haben, Frühstück inklusive. Das heisst etwa 2 Liter Wasser für 8 Seillängen. Wir beraten uns und legen fest, dass ich morgen bis um 10:00 die zwei Ausdauerverschneidungen punkten muss, damit wir den Gipfel erreichen können. Ich kann fast nicht schlafen, immer wieder gehe ich die Schlüsselstelle im Kopf durch.

Dave geniesst den Sonnenuntergang

Donnerstag

Um 5:00 Uhr stehen wir auf und packen alles in die Haulbags. Mit der Stirnlampe steigen wir die Fixseile hoch und haulen nach. Mit dem ersten Tageslicht starte ich die Kletterei.

Die Ausdauerverschneidung, zu ausdauernd?

Es ist kühl, aber der Fels fühlt sich rutschig an. Ich piaze die Sloperkante zur Schlüsselstelle, verfehle den Fingerlock und fliege ab. Verflixt. Nur ruhig bleiben, ich bin noch nicht warm.

Die Ruhe vor dem nächsten Go, der Druck wächst

Eine halbe Stunde später der nächste Go. Schon im unteren Teil bin ich gepumpt, es geht nicht mehr, ich weiss nicht warum aber ich kriege diese Verschneidung einfach nicht hin! Eine riesige Enttäuschung! Natürlich habe ich viel Risiko auf mich genommen und die Kletterei nicht lange genug ausgecheckt, aber so kurz vor dem Top tut es einfach weh aufgeben zu müssen! Wenn wir genug Wasser hätten könnten wir einen Tag verlängern aber das haben wir nicht. Wir seilen ab, unglücklich!

Zurück am Boden nach 5 Tagen

Bishop: Bouldern in den Buttermilks und Happy Boulders

Verjagt vom schlechten Wetter, konnten wir mit Lukas und Andi mit nach Bishop fahren. Bishop ist ein kleines aber aufgeschlossenes Städtchen. Es liegt zwischen den grossen Bergen der Sierra Nevada in einem riesigen Hochtal. Dank dieser Lage regnet es selten in Bishop und wegen der nahen Bergen ist es Tummelplatz vieler Outdoorfreaks wie Kletterer und Wildwasserfans.

Gleich nach unserer Ankunft stellten wir unser Zelt bei den Buttermilks Bouldern auf. Diese riesigen, eiförmigen Felsblöcke aus äusserst scharfem Granit bieten einen grandiosen Anblick, erfordern jedoch genügend Hornhaut an den Fingern! Aus diesem Grund kletterten wir die nächsten zwei Tage in den Happy Boulders. Hier gibt es fingerschonendes Vulkangestein vom feinsten. Obwohl die Landschaft hier ein bisschen weniger beeindruckt, ist die Kletterei sehr abwechslungsreich: Viele Überhängende Blöcke mit Leisten, Henkeln, Huecos und vielen Fingerlöchern a la Frankenjura lassen niemanden kalte Finger kriegen.

Wir hatten Anfangs Mühe nach all dem Riss- und Bigwall klettern in das explosive, maximalkräftige Bouldern zu finden.

Der letzte Abend verlief dann leider ziemlich beschissen: Vera kletterte, nur fürs Foto, einen Boulder ohne Spotter und fiel von 2m auf den gestreckten Arm (Abstützreflex). Wir waren anderntags im Spital und konnten einen Bruch ausschliessen, aber klettern wird Vera die nächsten Tage kaum können und unsere Bigwallprojekte stehen jetzt in der Schwebe. Ausserdem kehrten wir an jenem Abend zu unserem Zeltplatz zurück und stellten fest, dass ein Föhnsturm das Zelt zerlegt hat und alles Nass war. Glücklicherweise fanden wir ein günstiges Motel.

Nun hoffen wir, dass der Tioga Pass bald wieder öffnet, damit wir zurück ins Yosemite Valley kommen.

Sportklettern im Valley und Projekt Freerider

Nach den strengen Tagen am El Cap habe ich mit Vera ein paar gemütliche Mehrseillängenrouten geklettert und auch ein Bouldernachmittag im Camp4 war Abenteuer genug. Mit unseren Schweizer Freunden Lukas und Andi waren wir in der Route Crimson Cringe, eine fantastische 55m Risslinie. Pumpiger kann Klettern nicht sein! Ich bin im Flash-Versuch leider ganz am Schluss noch abgeflogen.

Nach ein paar Tagen Easy Going haderte ich lange mit dem Entschluss, die Route Freerider zu projektieren. Freerider ist die einfachere Freiklettervariante zur Salathé und gilt als einfachste Freikletterroute am El Cap (abgesehen von einigen „Randrouten“). Trotz der gemässigten Grade gibt es einige harte Einzelstellen (das „Boulderproblem“), zwei ultrapumpige Ausdauerverschneidungen (Endurance Corners unter dem Roof) und fiese Offwidth und Kaminklettereien (Monsteroffwidth, Hollow Flake, Ausstiegsoffwidth). Da ich von der Salathé her schon die meisten Seillängen kenne, scheint mir dieses Projekt die logische Fortsetzung unseres Klettertrips zu sein.

Nach vorherigem Materialtransport mit Hilfe von Dave, dem Bergeller Neuseeländer, war ich mit Vera letzten Dienstag auf dem Weg auf den El Cap. Die über 1000 Höhenmeter sind streng mit soviel Gepäck. Am späten Nachmittag waren wir oben. Mit Kletter- und Biwakausrüstung, 350m Seil und 24 Liter Wasser. Gleichtags seilten wir vom Gipfel in die Freerider ab und ich kletterte die obersten, mir bisher unbekannten Seillängen. Ein fieser aber kurzer Offwidth macht hier, hoffentlich überwindbare, Probleme. Die Nacht verbrachten wir auf dem Gipfel. Am Mittwoch starteten wir unsere Abseilübung über den grössten Granitmonolithen der Welt. Keine einfache Aufgabe mit soviel Gepäck. Unterwegs checkte ich die zwei Endurance Corners und das Boulderproblem aus. Allesamt sehr anspruchsvolle Seillängen! 10 Liter Wasser deponierten wir auf dem Block Biwak. Die Nacht verbrachten wir auf dem El Cap Spire, dem super Biwakplatz. Am Donnerstag kletterte ich noch den MonsterOffwidth im Nachstieg. 60 Meter Rissschrubben, so fertig war ich noch selten in meinem Leben. Der Vorstieg dürfte sehr streng, psycho und ein bisschen gefährlich werden. Zweifelhafte Aussichten. Wir beendeten den Tag mit den letzten Abseilereien und radelten zurück ins Camp4.

Die Wetteraussichten sind vorerst schlecht. Deshalb haben uns Andi und Lukas freundlicherweise mit nach Bishop genommen. Hier wollen wir bis am Dienstag Bouldern und abschalten bevor das grosse Projekt Freerider startet.

El Capitan: Salathé

Kaum zurück im Camp4, fragte mich David, ein Neuseeländer, ob ich Lust hätte die Salathé mit ihm zu klettern. Da Vera dies eine gute Idee fand, sagte ich spontan zu.

Die Salathé führt 35 Seillängen durch die über 1000m hohe südwest Wand des El Capitans. Sie ist ein bisschen schwerer als die bekanntere Nose und wird deshalb auch weniger begangen.

David hatte bereits vor dem schlechten Wetter 30 Liter Wasser auf dem sogenannten Heart Ledge im ersten Wanddrittel deponiert. So konnten wir am ersten Tag fast ohne Gepäck klettern und waren schnell beim Lung Ledge, unserem ersten Biwakplatz. Diesen ersten Teil konnte ich Onsight klettern.

Am nächsten Tag wartete der „physischste“ Wandteil auf uns: eine Menge Kamine und Offwidth Risse machen das Klettern sehr anstrengend. Beim Quergang zum Monster Offwidth, zwei Seillängen unter dem zweiten Biwakplatz vergab ich den Onsight mit einem Sturz. David aidete in der Folge rechts vom Monster Offwidth hoch. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir den El Cap Spire, einen freistehenden Turm mit einem Super Biwakplatz.

Der dritte Tag, das wussten wir, würde die Entscheidung bringen: Der nächste gute Biwakplatz war 11 Seillängen entfernt und es war eigentlich zwingend, diesen zu erreichen. Ich kletterte die ersten 7 Längen „frei“, wobei ich mich oft an den Friends hochziehen musste, da Kraft und Zeit knapp wurde. Die letzten 4 Längen zum Biwak waren durchgehend überhängend und für uns nur in technischer Kletterei zu bewältigen. Dies war Davids Job und er machte ihn so gut, dass wir erneut pünktlich zum Sonnenuntergang unser letztes Biwak, das Long Ledge erreichten. Dieses Biwak ist ein 70cm schmales Band in der sonst überhängenden Headwall, 1000m über dem Boden…

Der vierte Tag war gemütlich, da wir nur 4Seillängen bis auf den Gipfel zu klettern hatten. Der Fussabstieg war dann reine Formsache, obwohl der 30kg Sack ganz schön in die Knie ging! Es war wirklich ein super Erlebnis und dank unserer guten Planung und Vorbereitung hatten wir nie Durst, nie Hunger und keine nennenswerten Probleme.

San Francisco

Vor gut 10 Tagen wechselte das Wetter schlagartig und ein Gewitter folgte dem anderen ins Yosemite. Für uns war es nicht so tragisch, aber für viele Kletterer ging wochenlanges Vorbereiten in den grossen Wänden sprichwörtlich den Bach ab.

Vera und ich fuhren in der Folge mit Coco und Martin, zwei Deutsche aus dem Camp 4 nach San Francisco. Diese Stadt entsprach überhaupt nicht den Vorurteilen die wir gegenüber amerikanischen Städten haben. Die vielen Häuserreihen in den Wohnquartieren überraschen mit originellen und hübschen Fassaden, es gibt eine Menge gemütliche Cafés und auch die einheimischen scheinen nicht so gestresst, wie wir das von anderen Städten her kennen. Nach den üblichen Touristenmusts (Fahrt mit der Bimmelbahn, Sonnenbrillen anprobieren, sinnlose Fotos schiessen) verbrachten wir einen ganzen Tag in der Haight Street. Hier lebt die Hippiegeneration zusammen mit Punks sowie vielen schrägen Vögeln und einigen Pennern (meist) friedlich zusammen. Wir haben uns jedenfalls gut amüsiert. Nach zwei Tagen Stadtleben fuhren wir an den Flughafen, wo wir unser Mietauto zurück brachten. Martin und Coco nahmen uns in ihrem Auto mit zurück ins Valley. In der Zwischenzeit haben wir uns zwei Velos gekauft und sind nun stressfrei auf der Strasse unterwegs zum Klettern.

El Capitan Westwand

Am Mittwoch sind wir morgens um 5 zur Westwand des El Capitans gelaufen. Die West Face Route hat 19 Seillängen bis 5.11d und ist für schnelle Seilschaften an einem Tag kletterbar. Wir starteten die Kletterei um 07:30. Vera musste als Nachsteigerin einen ziemlich schweren Rucksack tragen (4L Wasser ist eher wenig bei den aktuellen Temperaturen). Nach den schwierigeren Startseillängen verloren wir leider im Mittelteil Zeit weil ich mich zweimal verstiegen hatte. Gebremst durch den schweren Rucksack und weil wir nicht überschlagend kletterten verloren wir zusätzlich Zeit. So kam es, dass wir erst mit dem Sonnenuntergang auf dem Gipfel des El Capitans standen. Da der Abstieg schwer zu finden ist, entschieden wir uns für ein Biwak. Die Nacht war lang aber mit einem Feuerchen auch nur im Pulli erträglich. Schlimmer war der Durst der uns erst am nächsten Morgen zurück beim Auto verliess. Es war ein tolles Erlebnis.

Die ersten Tage im Yosemite Valley

Nach unserer langen Wüstenfahrt erreichten wir das Yosemite über den Tioga Pass (über 3300m hoch). Die Landschaft ist sehr alpin hier, riesige Redwood und Mammut Bäume stehen an klaren Bergseen. In Tulomne Meadows übernachteten wir auf dem Campingplatz. In der Nacht war es deutlich unter 0°C, was mit meinem Sommerschlafsack nicht so toll war. Aus diesem Grund verliessen wir bereits anderntags diese wunderschöne Gegend richtig Yosemite Valley. Hier im Valley ist es momentan sehr heiss und sehr bevölkert. Mit der 4 spurigen Fahrstrasse und allen Shopping Möglichkeiten fühlt sich der Besucher nicht wirklich in der Wildnis, aber es braucht nur eine kurze Wanderung um die Einsamkeit zu finden. Wir kletterten 2 Tage im Klettergarten und versuchten unseren ersten Offwidth- Riss. Offwidth bezeichnet man einen Riss der so gross ist, dass man ihn nicht mit einer Hand klemmen kann. Unglaublich mühsames Bein- und Schulter- einklemmen sind erforderlich (was zu vielen Schürfungen führt). Das Absichern solcher Risse ist schwierig oder unmöglich. Trotzdem muss man solche Risse beherrschen, da alle Grossen Routen hier mit Offwidth- Schwierigkeiten gespickt sind.

Nach einer 6Uhr Morgens Ansteh-Session verschafften wir uns auch einen Platz auf dem legendären Camp4- Zeltplatz.

Gestern stiegen wir ohne grosse Schwierigkeiten (abgsehen von total 3 Stunden warten wegen den vielen anderen Kletterern) durch das Rostrum, bis uns dann der Offwidth in der drittletzten Seillängen völlig verheizt hat. Mit der Stirnlampe schafften wir es trotzdem noch hoch. Es lohnt sich also, keine anderen Seilschaften vor sich zu haben!

Eine lange fahrt durch die Wüste

Auf unseren Abschied in Zion folgte eine lange Autofahrt durch die Wüste. Als wir unser Auto mieteten, erhielten wir Karten von Kalifornien, Utah und eine von Nevada. Letztere enthielt aber nur einen Stadtplan von Las Vegas. Als ich nach eines Nevada- Karte fragte erntete ich nur schmunzeln: „there`s is only dirt outside Las Vegas, you don`t need a map!“ Und genau so war es dann auch. Wir fuhren 6 Stunden durch dirt (bereichert durch ein Gefängis, einen geheimen Luftwaffenstützpunkt und ehemaliges Atombombentestgelände). Am Ende der Wüste steht der Boundary Peak, ein kahler 4000er und kurz vor dem Yosemite der Mono Lake, ein riesiger Salzsee, der immer mehr austrocknet und voll mit Vogelkacke ist. Trotzdem strahlt dieser Ort eine fast unheimliche Ruhe aus, wie wir sie noch nie an einem Ort erfahren haben.