21.08. Wetterhorn: „Der heimliche König“ gepunktet

Unter kräftigem Einsatz der Wanderstöcke gelangte ich am Freitag in die Glecksteinhütte und anderntags bis zum Einstieg unserer Route am Wetterhorn. Vera hatte für mich einen Extra schweren Rucksack getragen, so dass mein Fuss nicht allzufest belastet würde. Ich hatte mir einen Monat vorher den Fuss verstaucht und konnte die Route nicht wie geplant im Juli punkten. Anfangs August war ja die Route in den „Alpen“ publiziert worden (Link), jedoch war wegen des Wetters bislang niemand eingestiegen. Punkt 10:00 Uhr starteten wir die Kletterei und genau dann kam auch die Sonne in die Wand. Die erste Seillänge (5a) steigen wir mit Rucksack und Bergschuhen hoch. Ich stieg mit den Kletterfinken in die zweite Länge (6c) und beim zweiten Haken brach ein Tritt aus worauf ich gleich wieder am Start stand. Im zweiten Anlauf punktete ich die Länge und Vera kam zügig nach. Die dritte Länge (6b) verwöhnte uns mit griffiger, senkrechter Kletterei in bestem Tropfloch Kalk. Die vierte Länge (7a+) mit der schweren Boulderstelle gelang mir auf Anhieb. Die fünfte Länge (6a+) ist der reinste Genuss, 40m Wasserrillen und Tropflöcher vom Feinsten führen unter bedrohliche Überhänge. Bis hier ist der Fels immer fest und rauh. Die sechste Länge (7a) führt links, zuerst absteigend, in eine Verschneidung. Am Ende dieser Verschneidung kletterte ich in Sandsteinartigem Fels die harte Schlüsselstelle. Anschliessend folgt ein steiler Quergang nach rechts an sloprigen Löchern und abbröselnden Tritten zum Stand, der meiner Höhenangst nicht sehr zuträglich ist. Die siebte Seillänge (6b) bietet steile Verschneidungskletterei. Auch hier ist der Fels nicht immer Fest und die Ausgesetztheit nimmt stetig zu. In die achte Seillänge (7b) starte ich ziemlich nervös, weil ich keine Ahnung mehr hatte, wie die Schlüsselstelle geht. Der Fels ist sehr rauh, kompakt und Feuerrot, was äusserst schön Aussieht, aber Griffe sah ich keine. Erst kurz vor dem Abtropfen, an einem Schultergriff auf Reibung stehend parkiert, erspähte ich zu meinen Füssen den Haken (nicht geklinkt) und daneben einen Henkel. Beherzt und relativ Eleganz frei schnappe ich seitwärts springend an den Henkel und bleibe sogar hängen! Grosse Erleichterung die Crux ist geschafft!

Die neunte Länge (6b) ist 50m lang, immer steil und meist henkelig, ziemlich spassig also. In der zehnten und letzten Seillänge (6c) schleiche ich zum letzten mal eine knifflige Stelle hoch und folge den Henkeln die letzten Meter auf den Gipfel. Es ist bereits 18:00 und wir sind völlig geschafft aber total zufrieden, so ein geiler Tag in so einer geilen Route!

Danke allen die geholfen haben die Route einzurichten, es hat sich wirklich gelohnt 🙂

Frankenjura: schleimige Fingerlöcher und tolle Gastfreundschaft

Bereits auf unserer Fahrt in den Frankenjura kamen Zweifel auf: kaum 50m Sicht auf der Autobahn wegen Platzregen. Wir wurden aber sehr freundlich auf einem Gasthof aufgenommen und das Zmorgen Buffet war so gewaltig, dass wir die nassen Felsen kurz vergessen konnten. Am ersten Klettertag schien dann sogar kurz die Sonne und ich konnte, leider nur um ein Haar, den Albert Klassiker Magnet Onsighten (9/9+). Da die Griffe alle nass waren tropfte ich völlig gepumpt doch noch ab. Zwei weitere Klettertage verbrachten wir in der Grünen Hölle, wo sowohl Vera wie auch ich ansprechende Routen fanden. Ein Tag an der Schlossbergwand war dann eher wegen der anwesenden netten Leuten interessant als fürs Klettern: Die meisten Griffe waren mit einer schleimigen Magnesia – Pampe bedeckt. Same shit like in New Zealand, wie ein anwesender Australier meinte…

Insgesamt sind wir jedoch angenehm überrascht von der Gegend hier: Das Essen ist gut und günstig, es ist sehr ruhig hier und die Gegend ist wie ein Zwergenland mit vielen kleinen Tälern und Felsen mit Burgen.

Zu Besuch im Zillertal

Nach den heissen Tagen in Arco folgte ein warmer Empfang von Basil und Toni im nasskalten Zillertal. Nebel zog um die Talränder und wenn sich die Wolkendecke hob, wurde der Neuschnee auf den Gipfeln sichtbar. Kein Wunder also, war unser erster Klettertag hier in einem regensicheren Grottensektor, der Bachhexe: Ein 45 grad überhängender Block direkt am Bach, ringsherum hängen Sträucher und Efeu wie Gardinen herunter. Es war uns sofort wohl hier. Auch die Kletterei ist spassig, athletische, weite Züge an Henkeln und rauhen Slopern. Da der Ausstiegsboulder der Route Bachhexe für meine Verhältnisse doch sehr hart ist, entschied ich mich die Route Electric Avenue (8a) zu versuchen, was mir nach vielen Versuchen auch gelang:

Den nächsten, sonnigen, Tag verbrachten wir an der Nasenwand. Schöner, mehrfarbiger Fels mit homogenen Ausdauerrouten macht das Granitklettern erstaunlich gemütlich. Das regelmässige Kaffekochen und auch die anwesenden Kletterer machten diesen Tag sehr enstspannend, fast wie Ferien… Leider verpasste ich nur knapp einen 8a Onsight, was natürlich ordentlich beflucht werden musste.

In der Folge war das Wetter wieder schlecht und wir verkrochen uns in die eher mudrigen Überhänge und den einzigen Schönwettertag verbrachten wir in den „ewigen Jagdgründen“ ein sehr vielseitiges und schönes Klettergebiet an riesigen, freistehenden Granittürmen. Leider hatte es sehr viele Leute. Umso schöner war das Treffen mit Hannes, den wir im Frühling in der Tarnschlucht kennengelernt hatten. Hannes lud uns spontan ein, in seiner WG in Innsbruck zu übernachten, was wir freudig annahmen.

Am nächsten Tag gingen wir alle zusammen an den Schleierwasserfall, wo wir noch die Maria aus Rosenheim trafen. Zusammen mit den noch anwesenden Locals gab das eine ganz nette Gesellschaft mit viel Kletteraction und noch mehr gelächter.

Also danke euch allen, das waren super Tage in Österreich!

Besuch am Gardasee, die Reise hat begonnen

Nachdem einem sündhaft teuren MRI stand fest, dass an meinem Fuss keine Bäder oder Sehnen verletzt sind. Nur der Knochen ist stark geprellt und die Gelenkapsel angerissen. Der Orthopäde empfahl mir weitere 4 Wochen Ruhe und dann langsam mit Physio zu beginnen „ja nicht klettern, das ist sehr gefährlich, sie könnten abstürzen mit dem Fuss“ riet mir der Mediziner. Ich nickte, zwei Stunden später hatte ich einen Kletterschuh Grösse 45 in den ich gut schlüpfen konnte. 24h später war ich dann mit Vera in Arco.

In Massone, dem Überhangklettergebiet  oberhalb Arcos, konnte ich dann gleich 7b+ zum Aufwärmen klettern, notabene ohne den geschienten Fuss zu benutzen. Auch Vera kommt in den grossen Überhängen gut zurecht, was die Sache natürlich erleichtert, es gäbe dutzende tolle senkrechte Kletterwände hier, aber mit meinem Fuss leider unvorstellbar.

Ich werde wohl die nächsten Tagen noch die Fuego probieren, eine gechippte 8b, welche für die Füsse absolut anspruchslos ist, perfekt für mich also.

Nächste Station wäre geplant Zillertal, dann Frankenjura und dann mit hoffentlich fast geheiltem Fuss nach Norwegen.

JO Lager Gelmerhütte

Letzte Woche haben wir zu zwölft in der gemütlichen und wunderschön gelegenen Gelmerhütte verbracht. Für die meisten von den JOlern war es wohl der erste Kontakt mit dem Bergsteigen. Denn obwohl das Gelmergebiet im Plaisirführer als Sportklettern beschrieben wird und wir mit Kletterfinken und T-shirt unterwegs waren, ist es doch etwas ganz anderes, hier zu klettern: stürzen ist in den einfachen Stellen verboten, denn es gibt nur wenige Haken und oft muss selber mit Friends und Keilen abgesichert werden. An den Gelmerspitzen muss der Kletterer sich selber einschätzen können, selbstvertrauen haben wo nötig aber auch einsichtig sein und die eigenen Grenzen respektieren.

Es war für mich und Vera als Verantwortliche Leiter nicht ganz einfach euch diese, teilweise vergessene Art des Kletterns näherzubringen. Viel einfacher wäre es gewesen, wären wir einfach irgendwo hin, wo alle 2m ein Bohrhaken glänzt, die Zustiege Fahrwege sind und die nächste Beiz immer ein Steinwurf entfernt liegt. So waren wir alle zusammen gefordert und darauf angewiesen, einander zu Vertrauen. Das Resultat, so scheint mir, ist beeindruckend: Ihr habt euch viel mit eurem Können auseinandergesetzt, versucht euch selber einzuschätzen, Einsatz gegeben, wo es wichtig und richtig war, Verantwortung übernommen, euch gegenseitig geholfen und nicht zuletzt die einzigartige Natur dort oben genossen. Ich kann euch sagen: Ihr dürft stolz auf euch sein, ihr seid super geklettert und ich bin mir sicher, dass euch im Klettergarten in Zukunft manches einfacher fallen wird als vorher.

Gratulation an Jonas, Damian und Jonathan, mit welchen ich am Samstag noch die Route Motörhead im Eldorado kletterte. Das war ein Erlebnis: mit Gewitter und zum Schluss leider noch mit meinem verstauchten Fuss, ich kann übrigens schon fast wieder ohne Krücken gehen…

Ferienbeginn Wendenstöcke voie du frere

Unseren gemeinsamen Ferienstart habe ich mit Vera am Donnerstag mit einer Plaisirroute an den Wendenstöcken gefeiert. Die Voie du frere begeistert mit abwechslungsreicher Kletterei in bestem Fels, zudem sind die Bohrhaken Wenden ungewöhnlich zahlreich. Eine Ausnahme bildet die erste Seillänge, dort kann aber ordentlich gefriendet werden: Camalot 0.75 bei der grossen Schuppe, dann Nr. 1 in das gute Loch und 2m später Nr. 2 in das grosse Loch.

Kandersteg: Projekt Golitsche fertig gebohrt

Letzten Freitag habe ich mit Vera und Pesche endlich unsere Route fertig gebohrt. 11Seillängen Abenteuerkletterei mit super Aussichten und (leider nur meistens) tollem Fels. Die Route heisst nun „Nils hat Hunger“, denn wenn man mal ganz oben ist, kann man den Hunger von unseren kleinsten gut nachvollziehen 😉

Alle Infos findet ihr im  Topo_NilshatHunger

Pfingsten: Back in Valle dell Orco

Hier ein eher kläglicher Versuch in Greenspit:

Hier die Erstbegehung:

Endlich war es letzten Freitag Abend soweit: Mit Basil, Chrigu und Joelle fuhr ich ins Valle dell Orco, dem „Piccolo“ Yosemite Europas. Mein Hauptaugenmerk galt dem Rissdach Greenspit, 2003 erstbegangen von Didier Berthod, bewertet mit 8b+ und somit die schwierigste Risskletterei Europas.

Ich hatte weder Betas zur Route, noch wusste ich überhaupt wo sie genau ist, aber nach einigem herumfahren haben wirs dann gefunden. Der erste Anblick war überwältigend, was für eine Linie! zwar nur 12m lang, aber Granit vom feinsten. Das auschecken war nicht einfach, so wie immer in Dächern, kommt hinzu dass ich mich entscheiden musste, wo ein Friend und wo die Hand zu klemmen sei. Nach 3h war ich dann entsprechend platt und wir fuhren zurück zum Camping bei Ceresole. Anschliessend stiegen wir noch in eine Mehrseillängenroute am Sergent ein. Im oberen Teil konnte ich noch die Route Cannabis (7a) On sighten, ein 15m langer, überhängender und glatter Handriss, ein absolutes Hammergefühl: Friend reinschieben und weiterfighten!

Anderntags fiel der Warmup beim Fessura Kosterlitz schon etwas schwerer und wegen meiner geschwollenen Handrücken sah es in Greenspit nicht mehr so gut aus. Wenigstens fand ich noch eine Lösung für die erste Schlüsselstelle, so dass mir jetzt nur noch ein Zug fehlt. Ziemlich frustriert klemmte ich am Abend noch ein bisschen im Legoland – Dach rum.

Am Montag kletterte ich mit Basil eine Route am Caporal: zwei Seillängen Orecchio (mit Hammergeilem 6b Riss) dann über eine geboltete 6b+ Platte kamen wir über die Route Rattle Snake zum Gipfel. Ein sehr versöhnlicher Abschluss, denn etwas schöneres sind wir beide noch selten geklettert! Ist ja auch klar, Absicherung selberlegen ist wie selber Kochen: es schmeckt einfach am Besten!

We will be back

Bouldern Chironico Winter/Frühling

Um die Schlechtwetterphase besser zu überbrücken, gibts hier noch ein paar Bouldervideos aus Chironico. Letzten Sonntag gabs übrigens dort Top Verhältnisse, relativ trocken und viel Wind!

Vituvian Man, 7C im Soucoupe Dach

Geiler Highball- Ausdauer Boulder!

Nachdem Basil das Ding fast flashte, wollte der Rotpunkt nicht mehr gelingen, Kopfsache! Jetzt kommt er das nächste mal sicher mit 😉

Alle meine Bouldervideos gibts hier

News und Topos von Silvan Schüpbach – Alpinist und Bergführer